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Restaurierung des Oratoriums

1 Mai 2019

Perle an der Krone des Gruuthusepaleis ist die originale Gebetskapelle aus dem 15. Jahrhundert.

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Am 7. Januar 1472 erreichte Ludwig van Gruuthuse mit dem Kapitel der Liebfrauenkirche ein Einvernehmen, um einen Gebetsort zu realisieren, der seinen Palast mit der Kirche in Höhe des Chors verbinden würde. Auf diese Weise konnte die Familie von ihrer Wohnung aus die Messe besuchen. Ein absolutes Privileg in dieser Zeit. Ludwig war ein bedeutender Mäzen der Kirche und machte anlässlich des Baus der Gebetskapelle verschiedene großzügige Spenden.

In de kijker bidkapel kant kerk foto Sarah Bauwens

Luxuriös eingerichteter Raum

Die Kapelle hat zwei Stockwerke. Das Obergeschoss ist die eigentliche private Gebetskapelle mit einer Holzverkleidung aus verfeinerten gotischen Ornamenten und Heraldik, die von der Kirche aus zu sehen ist. Auch Ludwigs Devise, der Mörser und die Initialen 'L' und 'M' fehlen nicht.

Bedauerlicherweise ging viel von der Inneneinrichtung der Gebetskapelle verloren, aber die noch vorhandenen Spuren verraten einen luxuriös eingerichteten Raum. Das ganze Interieur ist mit einer Vertäfelung aus Eichenholz der allerbesten Qualität ausgeführt. Die Verzierung des Gewölbes und der Balken, eine Kombination von Zinnfolie, Wachs und Papier, ist - sofern bekannt - einzigartig. Es ist Maßarbeit: vergoldet und verarbeitet mit einer blauen Bemalung auf einem schwarzen Hintergrund. Die Rippen des Gewölbes sind abwechselnd mit Azurblau, Blattgold und Reliefverzierungen erhöht. Geschnitzte Engel, die bis auf zwei Exemplare original sind, unterstützen das Gewölbe. Ihre individualisierten Gesichter sind sehr verfeinert.

In de kijker bidkapel devies Lodewijk foto Dominique Provost

Restaurierung

Aus einigen Stichproben ging hervor, dass der Fußboden und die Vertäfelung in einem schlechteren Zustand waren als ursprünglich gedacht. Die vom Holzwurm angefressenen Fußbodenbalken wurden ausgetauscht. Die Fußbodenplatten selbst wurden beinahe alle wiederverwendet. Die Rückseite der Originalvertäfelung stellte sich ebenso als beeinträchtigt heraus.

Auf Grundlage einer historischen und technischen Untersuchung durch das Koninklijk Instituut voor het Kunstpatrimonium (KIK) behandelten, verstärkten und reparierten Holzrestaurateure die Vertäfelung. Das KIK übernahm die Behandlung der Interieurdekoration, mit unter anderem der Reinigung und Fixierung der Gewölbedekoration. Die Restaurateure konnten die außergewöhnlichen Verzierungen auf der Decke beibehalten und alle Bretter wurden behandelt und gereinigt. Das Ganze bietet sicherlich eine Vorstellung davon, wie außergewöhnlich diese Kapelle zur Zeit Ludwigs gewesen sein muss.

Restaurierung durch Crowdfunding

Im Herbst 2016 wurde von den Freunden von Musea Brugge eine Crowdfunding-Aktion auf die Beine gestellt. Unter dem Motto ‘Toon uw gruut hart’ (Zeige dein großes Herz), verkauften sie mehr als 5.000 Flaschen Bier und sammelten ungefähr 67.000 Euro für die Restaurierung und Erschließung der Gebetskapelle.

Mit Dank an die vielen Sponsoren und Sympathisanten, die diese Aktion unterstützt haben!