Otobong Nkanga sucht in dieser epochemachenden Ausstellung den intensiven Dialog mit den Besuchenden, dem historischen Sankt-Jans-Hospital sowie der ganzen Stadt Brügge. An diesem bedeutungsschweren Ort will Nkanga die Besuchenden von ihren/seinen Verletzungen „genesen“, mit Hilfe ihrer Kunst „heilen“ – im Dialog mit der Sammlung von Musea Brugge. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Konzept des grounding, oder der Erdung, als roter Faden durch diesen Kunstparcours. Auf diese Weise verbindet es den Menschen wieder mit seiner materiellen, geistigen und kulturellen Umwelt.
Otobong Nkanga entwarf eine neue Version von Taste of a Stone für die unteren Räume des Sankt-Jans-Hospitals. In der weißen Felslandschaft dieser beeindruckenden Gesamtinstallation schafft sie ein Refugium für Reflexion, Dialog und Erholung.
Themen wie Verlust, Tod und Wiedergeburt werden auch in den monumentalen Teppichen und Textilskulpturen thematisiert, die die Wände des Museums zieren.
Im imposanten Dachgeschoss des Sankt-Jans-Hospitals – bekannt für einen der am besten erhaltenen originalen Holzdachstühle Europas – erschafft Nkanga von der berühmten Skulptur Anamnesis eine neue Version, welche gefüllt ist mit Kräutern, Gewürzen und anderen Rohstoffen, die nach Brügge importiert und mit denen hier gehandelt wurde. Auf diese Weise schafft die Künstlerin für die Besuchenden wieder eine Verbindung mit einem Teil der ursprünglichen Handelsrouten zwischen Europa und Afrika und dem Gedächtnis der Stadt Brügge.
Otobong Nkanga beschließt diese Ausstellung außerhalb der Museumsmauern im Kräutergarten der alten Krankenhausapotheke des Sankt-Jans-Hospitals, wo sie ihre neue poetische Skulptur mit den ursprünglichen Kräutern für die Apotheke verwebt.
"Was weiterhin vibriert, ist das Universum, das Nkanga in Brügge aufbaut, rund um aktuelle Themen wie Identität und Erdung, Pflege und Heilung. Es ist virtuos und therapeutisch, kraftvoll und zugleich unbeschwert. Durch die Konzentration auf das Tastsinnige und Weiche zeigt sie eine seltene Großzügigkeit."
Otobong Nkanga (1974 – Kano, Nigeria) ist sowohl bildende als auch Performance-Künstlerin. Sie lebt und arbeitet in Antwerpen. Nkanga konzentriert sich auf Konzepte wie Identität, Rohstoffe als Symbol für Territorium, Macht und Konflikte, Ausbeutung von Landschaft, Menschen und Arbeit, Globalisierung und Transformation. Ihr Oeuvre ist sehr vielseitig und umfasst Zeichnungen, Performances, Skulpturen und andere Medien.
Otobong Nkanga gilt weltweit als eine der vielversprechendsten zeitgenössischen Künstlerinnen. Sie hat aus den letzten Jahren eine beeindruckende Liste von Erfolgen aufzuweisen, u.a. Ausstellungen in der Tate Modern in London, bei der Biennale d’art contemporain in Lyon, M HKA in Antwerpen, Documenta 14 in Athen und Kassel sowie im Kunsthaus Bregenz.
Sie war erste Preisträgerin des Lise Wilhelmsen Art Award (Oslo, 2019), und erhielt außerdem u.a. den Peter Weiss Award (Bochum, 2019), den Special Mention Award des 58. International Art Exhibition der Biennale in Venedig (Venedig, 2019), den Ultima für Bildende Kunst (Brüssel, 2019), den Belgian Art Prize (Brüssel, 2017) und den 8. Yanghyun Art Prize (Seoul, 2015).
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